Freitag, 21. Dezember 2012

Hohoho ...

Habt ihr Lust auf eine Weihnachtsgeschichte? Ja? Na dann holt euch einen Kaffee oder einen leckeren Kakao und macht es euch bequem.



Weihnachtsmann gesucht



Heute fiel es dem Weihnachtsmann besonders schwer, aufzustehen. Sein Rheuma plagte ihn und er hatte schlecht geschlafen. Seit einigen Tagen ging ihm eine Frage nicht aus dem Kopf. „Bin ich zu alt für diesen Job? Ist es an der Zeit, mich nach einem Nachfolger umzusehen?“ Auch seine Frau merkte, dass er mit seinen Gedanken oft abwesend war, denn meist musste sie ihn mehrmals ansprechen, bevor er reagierte und sie eine Antwort bekam.

Nachdem er sich gewaschen hatte und dabei war, seinen Bart zu kämmen, der ihm bis auf den Bauch reichte, fasste er einen Entschluss. Er zog sich an, schlüpfte in seine rotweißkarierten Pantoffeln, nahm den Mantel über den Arm und ging hinunter in die Küche. Frau Weihnachtsmann wartete bereits mit dem Frühstück auf ihn.

„Guten Morgen meine Liebe!“, sagte er mit betrübter Stimme.

Seine Frau kannte ihn natürlich sehr gut, nach so vielen Jahren, und so merkte sie auch sofort, wann ihn etwas bedrückte.

„Mein Lieber, setz dich doch erst mal, trinke einen Kaffee und erzähle mir, was dich seit Tagen beschäftig“ munterte sie ihn freundlich auf.

„Dir kann ich nichts vormachen.“

Der Weihnachtsmann setzte seine Tasse an den Mund und nahm einen großen Schluck. Nachdem er sie wieder abgestellt hatte, begann er sein Herz auszuschütten.

„Liebes, mir fällt es zunehmend schwerer, meine Arbeit zu erledigen, darum habe ich beschlossen, dass es Zeit wird, einen Nachfolger zu bestimmen. Dieser Entschluss ist mir nicht leicht gefallen. Bis zum nächsten Weihnachtsfest sind es noch zehn Monate, da sollte es mir doch gelingen, einen neuen Weihnachtsmann zu finden und diesen einzuarbeiten.“

Frau Weihnachtsmann hatte sich schon so etwas gedacht. Bereits seit einer Weile beobachtete sie, wie langsam seine Schritte geworden waren, wenn er das Haus verließ.

„Weißt du, mein Lieber, das ist eine gute Entscheidung.  Viele, viele Jahre warst du um die Welt gefahren mit deinem Schlitten. Warst immer pünktlich und hast Groß und Klein Freude gebracht. Die Zeit dazwischen warst du unermüdlich mit den Vorbereitungen für das nächste Weihnachtsfest beschäftigt, von morgens bis abends. Du hast dir deinen Ruhestand wahrlich verdient.“

Da nahm der Weihnachtsmann die Hand seiner Frau und drückte diese mit den Worten: „Du hast Recht.“ Seine Stimme klang traurig und in seinen Augen glänzten Tränen.

„Wie soll ich aber einen Nachfolger finden? Er muss ehrlich sein und zuverlässig und seine Arbeit lieben. Hier bei uns im Weihnachtsdorf kenne ich alle jungen Männer, da käme niemand infrage“, seufzte der Weihnachtsmann.

Als er nach dem Frühstück die Tageszeitung las, kam ihm eine Idee. Sogleich machte er sich auf  in sein Büro und setzte sich an den Computer. Einer der Fortschritte, der ihm bei seiner Arbeit sehr geholfen hatte.

Schnell waren verschiedene Zeitungen gefunden und er verfasste folgende Mail für ein Stellenangebot: „Nachfolger für den Weihnachtsmann gesucht. Sie sollten nicht jünger als 35 Jahre, männlich und mindestens 1,70 m sein. Bitte geben Sie an, warum Sie Weihnachtsmann werden wollen. Schicken Sie Ihre Bewerbung an: Der Weihnachtsmann, Weihnachtsdorf, Nordpol.“

Es waren zehn Tage vergangen, als die ersten Unterlagen eintrafen. Anfangs zögerte er noch, sie zu öffnen, doch dann erinnerte ihn gerade in diesem Moment ein Zwicken im Rücken daran, dass es sein musste. Also öffnete er einen Umschlag nach dem anderen und las die Bewerbungen sorgfältig.

Sechs von ihnen ließen den Weihnachtsmann wütend schnauben. „Was denken die Leute sich eigentlich? Glauben die wirklich, dass ich nur einen Tag im Jahr arbeite. So eine Arbeit würde ihnen gefallen, haben sie geschrieben“, schimpfte er vor sich hin. Die anderen waren es wert, sich genauer anzusehen. Zwei Bewerber waren mit 22 Jahren eindeutig zu jung. Der Dritte war mit über 40 leider schon zu alt und der Letzte hatte eine Tierhaarallergie. Wie sollte der sich denn um die Rentiere kümmern. Also kamen auch diese nicht in Frage.

Als der Weihnachtsmann am Abend nach Hause kam, erzählte er seiner Frau von dem Reinfall mit der Stellenanzeige.

„Ach mein Lieber, warte doch erst mal ab und habe noch ein bisschen Geduld. Es wird sich bestimmt noch jemand finden, der geeignet dafür ist“, und strich ihm dabei über die behaarte Wange..



Fast täglich bekam der Weihnachtsmann Post von Bewerbern, aber an jedem hatte er etwas auszusetzen. Entweder passte die Größe nicht, denn der zukünftige Weihnachtsmann musste ja auch von Statur passend sein, oder die Ausdrucksweise war nicht entsprechend.

So vergingen Woche um Woche und Monat für Monat.

Es war Mitte September, als es eines Tage an der Tür klopfte.

„Herein!“ rief der Weihnachtsmann.

Die Tür ging auf und herein kam ein  Mann, etwa Mitte dreißig, mit einem schwarzen großen Lederkoffer in der Hand.

„Guten Tag, mein Name ist Nevio Navid. Ich bin der Vertreter für Weihnachtsmäntel, Stiefel und Zubehör, wie zum Beispiel, Bärte.“

Der Weihnachtsmann lachte.

He, junger Mann, ich brauche keinen unechten Bart, so wie die Kaufhausgestalten, mein Gesichtshaar ist echt, echter geht’s gar nicht“, dabei umfasste er diesen mit der Hand und zog einmal kräftig daran.

„Vielleicht darf ich Ihnen dann einen Mantel zeigen?“, fragte Herr Navid verlegen.

„Gern, einen Mantel sehe ich mir an, obwohl ich eigentlich keinen benötige, weil ich in Rente gehen will und einen Nachfolger suche.“

Der Weihnachtsmann bot dem Vertreter eine Tasse heißen Apfeltee an, dessen Duft sich im Raum breit machte. Dabei erzählte er ihm die Geschichte um die Bewerbungen.

„Aber jetzt habe ich Sie genug gelangweilt. Zeigen Sie mir bitte, weshalb Sie sich den langen Weg zu mir gemacht haben“, bat der Weihnachtsmann, nachdem sie ihre Tassen geleert hatten.

„Das will ich gern tun“, sagte Herr Navid, öffnete den  Koffer und nahm einen Kleidersack heraus. Er zog den Reißverschluss auf und zum Vorschein kam ein langer dunkelroter Mantel. Dieser hatte am unteren Abschluss, an den Ärmeln und an der Kapuze einen zehn Zentimeter breiten weißen Fellbesatz. Dazu gehört ein dunkelfarbiger Gürtel sowie ein Paar schwarze Stiefel. Der Mantel war aus samtweichem Material und innen mit dicken kariertem Baumwollstoff gefüttert. Schließlich wohnt der Weihnachtsmann am Nordpol und die Rentiere haben immer eine ordentliche Geschwindigkeit drauf, wenn sie unterwegs waren. Da durfte er natürlich nicht frieren.

Der Weihnachtsmann zog das schöne Stück auch gleich an, denn dieser gefiel ihm gut und sein alter war ohnehin schon sehr verschlissen.

„Leider habe ich keinen Spiegel, der groß genug ist, dass ich mich damit sehen kann. Bitte Herr Navid, würden Sie den Mantel einmal für mich anziehen, damit ich mir ein Bild machen kann?“

„Natürlich, das mache ich gern.“ Herr Navid half dem Weihnachtsmann aus dem Mantel und zog in selber an.

Was dann geschah,  gerade, als er den Gürtel geschlossen hatte und die Kapuze über seinen Kopf zog, war sehr seltsam. Es zischte und funkelte. Ähnlich wie an Sylvester. Der Vertreter begann sich zu verändern. Zuerst wurde er etwas dicker, vor allem um den Bauch herum, dann wuchs ihm ein weißer Bart, halb so lang, wie der des Weihnachtsmannes. Seine Haare wechselten die Farbe und passten sich der des Bartes an.

Als das Zimmerfeuerwerk vorüber war standen die beiden Männer sprachlos und starrten sich verwundert von oben bis unten an. Die Ähnlichkeit war schon sehr groß.

„Sie sind genau der Richtige als mein Nachfolger“, sagte der Weihnachtsmann, als er seine Stimme wieder fand.

Das schallende Lachen der beiden Weihnachtsmänner war im ganzen Dorf zu hören.

(c) Heike Krause 2009 Erschienen im Band 2 "Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland" bei Papierfresserchens Verlag

Ich hoffe, ihr hattet viel Spaß.

Liebe Grüße Heike

3 Kommentare:

  1. Hallo liebe Heike
    Eine wahrhaftig amüsante Geschichte, herzlichen Dank!!
    Hast du mein Mail erhalten?
    Vielen, vielen Herzlichen Dank für deine Ueberraschung, das ist so lieb von dir!!
    Ich wünsche dir auch eine wunderschöne Weihnachtszeit!
    Ganz liebe Grüsse maggy

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  2. Liebe Heike,
    die Geschichte ist super spannend und sehr witzig!
    LG Sonja

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